Brief von Fr. Thomas

Dies ist die Übersetzung der Mail von Fr. Thomas, die er am 4.6.2021 an uns geschickt hat:

Liebe Vereinsmitglieder von Zuflucht e.V,

Die Nachrichten über die Pandemie Situation in Indien, die auch Ihr seit den letzten Monaten über die Medien erhaltet, sind sicher ganz schrecklich.

Wir sehen hier im Ganges und in anderen Flüssen hunderte Leichen dahintreiben, die Krematorien können dem Ansturm nicht mehr standhalten, man sieht Leichen aus Krankenwagen herausfallen, Krankenwagen bilden über 2km Warteschlangen vor den Krankenhäusern in manchen Städten, Menschen halten ihre Angehörige, die nach Luft ringen in den Armen, ohne Sauerstoff für sie in einem der Krankenhäuser in der Nähe zu bekommen.

Über 250 katholische Priester und 300 Nonnen starben während der 2.Pandemiewelle, ca 50 Ärzte starben in Tamil Nadu während eines Monats und etwa 10x so viele Krankenschwestern. Wir sind umgeben von Tod und Verlust. Täglich erhalten wir Nachrichten vom Versterben von 2 oder 3 Menschen, die uns nahestehen, manche von ihnen sind sehr jung. Wir fühlen uns allmählich abgestumpft und taub, unsere Herzen können das schreckliche menschliche Leid um uns nicht mehr ertragen. In unserem Hospiz in Dindigul musste ich 2 langjährige Mitarbeiter entlassen, weil sie die Arbeit verweigerten, obwohl ich ihnen und ihren Familien freie Unterkunft angeboten hatte. Innerhalb einer Woche verließen sie uns, um bei ihren Familien zu sein. Beide infizierten sich mit COVID-19. Eine der beiden ist komplett genesen, die Andere kämpft momentan im Krankenhaus um ihr Leben. Wir haben ihren Familien finanziell und moralisch geholfen; das war alles, was wir für sie tun konnten.

In den vergangenen 2 Wochen haben wir täglich am Bahnhof in Chengleput ( einem Dorf in der Nähe von Chennai) an 50 Obdachlose Frühstück verteilt. Wir geben das Essen aus unseren Töpfen aus, sie verteilen es dann untereinander auf Einmalteller, die anschließend weggeworfen werden können.

Wir haben auch begonnen, Reis an sehr bedürftige Familien in den Dörfern in der Nähe zu verteilen. Bitte seid versichert, dass wir vorsichtig sind, den Mindestabstand einhalten und doppelt Masken übereinander tragen. In einer solchen Situation, in der es um Leben und Tod geht, bin ich sehr strikt und vorsichtig. Das ist auch der Grund dafür, dass wir bisher keinen Fall von COVID-19 in einem unserer Hospize hatten. Bitte macht Euch keine Sorgen, der gute Herr beschützt uns.

Alle unsere Mitarbeiter in allen 5 Hospizen sind nun geimpft. Die Patienten in Dindigul haben die erste Dosis erhalten. In den anderen Hospizen hat bisher keiner der Patienten eine Impfung erhalten, da sie keine Ausweispapiere besitzen. Wir haben bei Gericht wegen dieser Diskriminierung eine Klage eingereicht.

Die Spenden aus Indien sind momentan sehr zurückgegangen, da keine Gottesdienste stattfinden, in denen bisher viel gespendet wurde. Wir kommen jedoch bisher mit unseren Reserven gut zurecht und helfen auch denen in der Nähe, die extrem bedürftig sind.

Die Arbeit an der Verbindungsmauer des Gebäudes geht weiter voran. Wenn sie abgeschlossen ist, können wir mit unserem Arbeitsteam unsere Arbeit am Hospiz in Vellure beginnen.

Hier in Paleshwaram sind das Hospizteam, sowie eine ehemalige Ordensschwester und eine Freiwillige mit mir. Sie helfen beim homeschooling der Kinder und bei der Versorgung der Hospizbewohner.

Kürzlich haben wir 125 Schafe angeschafft, die eine gute Versorgungsquelle neben dem Geflügel für uns sind. Gesundheitlich geht es mir gut. Ich versuche, optimistisch zu sein.. etwas anderes kann ich nicht tun, in dieser Zeit des strikten Lockdowns. Seid gewiss, dass ich täglich für Euch bete.

Herzliche Grüße, Fr. Thomas Paleshwaram, 04.06.2021

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